musica manufacta, lateinisch für handgefertigte Musik, trägt eine Fülle an Motiven in sich: einerseits steht Manufacta für Qualität, denn noch heute stehen. Manufakturen für hochwertiges Handwerk, andererseits zeigt es dadurch eine bewusste Distanzierung zum oftmals sehr wirtschaftlich denkenden Kulturbetrieb. Weiter würdigt manufacta die Hände, welche in der Geschichte und auch heute noch in der Musik eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen: über Jahrhunderte weg wurde der Gregorianische Choral nur durch Handzeichen des Cantors weitergegeben und zum Klang gebracht, bevor ab dem 9. Jh. alle Musik für wiederum Jahrhunderte von Hand aufgeschrieben wurde. Bis heute haben Hände eine zentrale Rolle in der Musik beim Dirigieren und beim Bedienen von Instrumenten. Musik ist also in ihrem Kern immer musica manufacta.

Das Vokal- und Instrumentalensemble musica manufacta wurde im Sommer 2022 von Benedikt Andrin Locher, Henry Van Engen und Fiona Kizzie Lee gegründet. Nachdem die beiden Musiker bereits zuvor einige Musikprojekte gemeinsam durchgeführt hatten, entschlossen sie sich, den gemeinsamen musikalischen Tätigkeiten in diesem Ensemble eine feste Form zu geben. musica manufacta besteht aus den drei Gründungsmitgliedern als Kernbesetzung, welche für Konzerte weitere Musiker*innen engagieren. Das Ensemble widmet sich der alten Musik mit einem Schwerpunkt auf Gregorianischem Choral und Renaissancemusik, wobei immer wieder auch spätere Musikstile ihren Platz finden.

Benedikt Andrin Locher (Luzern, CH) absolvierte neben seinem Theologiestudium 2012-2016 in München ein Diplom in Gregorianischem Choral am Haus für Gregorianik e.V. bei fr. Gregor Baumhof. Als Mönch und Priester haben Gregorianik und Sakralmusik einen besonderen Stellenwert in seinem musikalischen Wirken. Benedikt Andrin durfte bereits bei vielen Konzerten als Solist, u.a. mit dem Konzertchor Ostschweiz und dem Chor der Kantonsschule Reussbühl, oder Mitglied von Ensembles, wie dem Palestrina Ensemble auftreten. Er rief mehrere eigene Ensembles und musikalische Projekte ins Leben und leitete diese: 2013-2016 das Ensemble Die Tontauben in München, 2016-2018 das Vokalensemble und die Choralschola des Klosters Engelberg und 2018-2022 das Vokalensemble St. Marien in Basel. Mit diesen Ensembles realisierte Benedikt Andrin Locher sowohl Auftritte in Gottesdiensten als auch Konzertprojekte. 2022 entstand musica manufacta aus dem Vokalensemble St. Marien als Konzertensemble.

Henry Van Engen  Henry Van Engen (Annapolis, USA) studierte historische Posaunen und Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis, sowie Solo-Posaune an der Musikhochschule Trossingen (DE) und Oberlin Conservatory of Music (USA). Er spielt mit Ensembles wie Musica Fiorita, Concerto Scirocco, Le Miroir de Musique, La Fonte Musica, Europäische Hanse Ensemble, Le Filigrane, Castello Consort, Les Haulz et les Bas, Cappella Marciana und andere. Zu seinen Auftritten gehören Konzerte beim Festival Radovlijca, ReRenaissance Basel, Trigonale Festival der Alten Musik, die Elbphilharmonie, Boulez Saal Berlin, Goldberg Festival, Narodowe Forum Muzyki Wrocław, Urbino Musica Antica und Wunderkammer. Henry wird häufig als Pädagoge angefragt und unterrichtet bei Alte Musik in Hof und Escola de Música da Sé de Évora. Unter seinen Aufnahmen sind Antoine Gosswin: Selected Works (Rivercar), Martini: La fleur de biaulté (Outhere) and De Fay: Missa ‘Se la face ay pale’ (Amadeus) zu nennen. Henry war frühere Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz und seine Ausgaben sind bei Septenary Editions verlegt.

Fiona Kizzie Lee (Hong Kong) die auf Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisierte Blas- und Tasteninstrumentalistin Fiona Kizzie Lee ist Solistin und Mitbegründerin mehrerer preisgekrönter Ensembles für Alte Musik in Basel, Schweiz. Sie ist Co-Leiterin des Ensemble Pampinea, das im November 2022 den ersten Preis des London Early Music Young Ensemble Competition gewann. Außerdem ist sie Co-Leiterin des Ensemble .q.p.i.t. und des Ensemble La Fiamma, die als Finalisten bzw. Halbfinalisten des International Young Artists Competition in York, England (2019) und des Internationaal Van Wassenaer Concours in Utrecht, Niederlande (2019) ausgewählt wurden.

Sie ist zudem als Gastdozentin zu Workshops und Vorträgen eingeladen, z.B. zur Renaissance Musikwoche in Sondershausen (2022), zu einem Online-Seminar für Seattle Historical Arts for Kids (2022) und zu einer Reihe von mehreren Workshops am HKUST Center for the Arts (2018). Als Wissenschaftlerin promoviert sie derzeit in Musikwissenschaften an der Universität Zürich. Ihr Projekt befasst sich mit deutschen Orgeltabulaturen des 15. Jahrhunderts und wird durch den Candoc Grant der UZH und den Start-Up Grant der Graduate School der UZH finanziert. Sie war zudem Preisträgerin des Hong Kong Jockey Club Music and Dance Fund (2019).